Corona-Update: Auslaufen der bundesweiten Maßnahmen…

Corona-Update: Auslaufen der bundesweiten Maßnahmen…

Bild: Prof. Alex W. Friedrich, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM und Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe geben regelmäßig Corona-Updates zur Einschätzung der Situation.

… „Hotspot-Politik“ und vierte Impfung

Mit dem Stichtag 19. März 2022 sind fast alle bundesweiten Schutzmaßnahmen gegen das SARS-CoV2-Virus ausgelaufen. Die bis dahin gültigen weitreichenden Einschränkungen des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens wurden in weiten Teilen zurückgenommen. Stattdessen soll das Infektionsgeschehens durch eine „Hotspot-Politik“ geregelt werden. Das heißt, die Bundesländer sollen in Corona-Hotspots mit hohen Inzidenzen geeignete Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens ergreifen.

Münster (ukm/äkwl) – Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Hans-Albert Gehle, und der neue Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM (Universitätsklinikum Münster), Univ.-Prof. Dr. med. Alex W. Friedrich, sehen die Rücknahme der bundesweiten Maßnahmen zu diesem frühen Zeitpunkt äußerst kritisch. Während ihrer heutigen Pressekonferenz zu den aktuellen Entwicklungen richteten sie vor dem Hintergrund noch nie dagewesen hoher Infektionszahlen eine Warnung an die Verantwortlichen der Politik. Es sei außerdem davon auszugehen, dass die Dunkelziffer der Infizierten in Folge nachlassender Testungen und Meldungen an die Gesundheitsämter wahrscheinlich weitaus höher ausfalle, so Gehle und Friedrich unisono.

Die Situation in den Krankenhäusern zeige zudem eine völlig andere Wirklichkeit als sie die Lockerungen vermuten ließen. Verursacht durch gleichbleibend hohe Patientenzahlen, aber auch durch infizierte Klinikbeschäftigte und solche in Quarantäne, sei es fraglich, ob die gesundheitliche Gesamtversorgung der Bürger qualitativ aufrechterhalten werden könnte. „Zahlreiche elektive Eingriffe müssen derzeit warten, wichtige ambulante Termine können nicht angeboten werden“, so der Ärztliche Direktor des UKM. „Wir haben unsere Leistungen bis an eine Schmerzgrenze zurückgefahren und weisen darauf hin, dass – zusammengenommen mit dem Mangel an Pflegekräften – wir in eine Situation laufen, bei denen wir viele andere Menschen, die einer Behandlung bedürfen, zu spät sehen und nicht rechtzeitig behandeln können.“

Und Kammerpräsident Gehle ergänzt: „Sollte es bei den geplanten Lockerungen bleiben, prophezeien wir, dass wir im Sommer 2022, anders als in den beiden Sommern davor, keine Entspannung der Lage erfahren werden. Damit gibt es dann keine Atempause. Weder für die Bevölkerung, und schon gar nicht für die Beschäftigten im Gesundheitswesen.“

Im Folgenden haben wir die Hauptaussagen der heutigen Pressekonferenz für Sie zusammengestellt.

Einschätzung der Auswirkungen durch die Lockerungen

Gehle: „Die Infektionszahlen steigen seit Tagen immer weiter und erreichen europaweite Rekordhöhen; ein Ende ist nicht abzusehen. Die Pandemie ist nicht vorbei. Flächendeckende Lockerungen wären deshalb ein völlig falsches Signal, das nur scheinbare Sicherheit vermittelt. Wir können noch lange keine Entwarnung geben, die Schutzmaßnahmen müssen bestehen bleiben. Der Automatismus von Sonnenschein, dem Ende der Pandemie und gesellschaftlicher Freiheit ist ein gefährlicher Trugschluss und verleitet zu Leichtsinn im Umgang mit dem Virus. Ich warne auch vor einem Flickenteppich von Maßnahmen in den Bundesländern.

Friedrich: „Man muss kein Prophet sein, um zu sagen, dass die Inzidenzen steigen werden, wenn wir die Maßnahmen so weit zurückfahren. Wir sind jahreszeitlich erst im März. Am besten können wir sehen, was passieren wird, wenn wir in die Niederlande schauen: Die haben dasselbe vor drei Wochen gemacht und die Infektions- wie die Hospitalisierungszahlen steigen wieder. Da erreicht man dann irgendwann ein Niveau, in dem wir gar nicht mehr so viel testen können, wie wir müssten. In Wahrheit sind die Infektionszahlen dann noch deutlich höher, aber das wird nicht abgebildet. Erst Mitte April wird sich, bedingt durch das Frühjahr, die Verbreitungsgeschwindigkeit des Virus verlangsamen. Daher sollten wir mit einer Rücknahme der Maßnahmen noch bis zu vier Wochen warten.“

Situation in den Kliniken / in den Arztpraxen

Gehle: „Die steigenden Inzidenzen gefährden die Grundstruktur unseres Gesundheitswesens. Es kommt zu erheblichen Personalausfällen in Krankenhäusern und Praxen, immer weniger Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte müssen immer mehr kollegiale Ausfälle auffangen. Notwendige Therapien und OPs bleiben dabei auf der Strecke. Auch der Öffentliche Gesundheitsdienst arbeitet seit Monaten hart an seinen Grenzen des Möglichen.“

Friedrich: „Wir haben in den Kliniken immer mehr mit dem Virus infizierte Patienten. Nur etwa die Hälfte davon wird wegen einer Covid-Symptomatik eingeliefert, die anderen positiv getesteten Patienten sind wegen anderer Grunderkrankungen hospitalisiert. Aber: Alle Infizierten erfordern eine gesonderte Behandlung, denn wir müssen sie streng von den nicht infizierten Patienten trennen. Der Aufwand ist immer gleich hoch. Gleichzeitig haben wir sehr viele infizierte Mitarbeitende oder solche, die als Kontaktperson in Quarantäne müssen. Es trifft also eine wachsende Zahl von mit Corona-infizierten Patienten auf eine deutlich reduzierte Mitarbeiterschaft. Das ist eine sehr gefährliche Situation, die durch die Rücknahme der Maßnahmen weiter eskalieren könnte.“

Video: Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Prof. Alex W. Friedrich, äußerte sich heute kritisch zur Rücknahme der bundesweiten Maßnahmen.

Vierte Impfung: Warum, ab wann und mit welchem Impfstoff?

Gehle: „Die Impfungen waren von Anbeginn ihres Einsatzes die beste Möglichkeit, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Leider sind die Impflücken in unserem Land weiterhin vorhanden – und werden anscheinend auch durch neue Totimpfstoffe nicht geschlossen. Aus diesem Grund ist es geradezu kontraproduktiv, per Lockerungen Impfanreize aufzugeben.“

Friedrich: „Sinn macht eine vierte Impfung bei den über 70-Jährigen und den besonders Gefährdeten, auch beim Gesundheitspersonal. Für alle anderen glaube ich, wäre eine vierte Impfung derzeit zu früh. Ich glaube, wenn Anfang bis Mitte Mai der Reproduktions-Wert über 1,5 liegt, dann sollten wir möglichst schnell wieder impfen, um im Sommer eine Entspannung der Lage hinzubekommen. Liegt der R-Wert aber unter 1,5, dann reicht es, wenn wir erst im November impfen, möglicherweise mit einem Impfstoff, der dann an die herrschenden Varianten schon angepasst ist. Wir sollten im Blick haben, dass wir den Großteil der Bevölkerung lieber später als früher zum vierten Mal impfen, also besser erst im Herbst. Wenn wir zu früh impfen, dann kommen wir wieder nicht über den Winter und müssen nachimpfen.“

Ausblick auf den Sommer

Gehle: „Nicht nur müssen die Schutzmaßnahmen beibehalten werden, es gilt auch weiterhin dafür zu sorgen, dass die Impfquoten steigen und Impflücken geschlossen werden. In den dahingehenden Anstrengungen können wir nicht nachlassen, ansonsten gibt es nicht erst im Herbst ein böses Pandemie-Erwachen, sondern droht schon früher ein weiterer Corona-Sommer. Wir müssen uns zukünftig auch um die Langzeitfolgen der Infektionen kümmern: Long Covid und Post Covid werden als medizinische Herausforderungen verstärkt auf uns zukommen.“

Friedrich: „Bleibt die Lage auch im Sommer weiter angespannt, also mit weiter hohen Inzidenzzahlen und gleichbleibend hohen oder sogar steigenden Patientenzahlen, sehe ich die Klinikmitarbeitenden am Anschlag. Meiner Meinung nach müssten wir mit Lockerungen noch vier Wochen warten. Ein Szenario, in dem auch im Sommer viele Corona-infizierte Patienten in die Kliniken kommen, bedeutet – neben der Dauerbelastung für die ungefähr 10 Prozent der Menschen, die in Deutschland insgesamt im Gesundheitssystem arbeiten – auch, dass für Patienten mit anderen Diagnosen die ganze Zeit zu wenige Betten da sind. Damit nimmt man Schäden für andere Menschen, die auch ein Recht auf gesundheitliche Versorgung haben, dauerhaft in Kauf.“

Dr. Diego Gonzáles Rivas: Neues Operationsverfahren am Clemenshospital verbessert Lungeneingriffe

Dr. Diego Gonzáles Rivas: Neues Operationsverfahren am Clemenshospital verbessert Lungeneingriffe

Bild (v.l.): Thomas Geir von der Firma Rivolution und Dr. Diego Gonzáles Rivas mit ihren Kolleginnen und Kollegen des Clemenshospitals, Dr. Matthias Holzer und Monika Niemann (Standortleitung Zentral-OP).

Ein neues Operationsverfahren zur Verbesserung der Patientensicherheit bei Eingriffen an der Lunge wurde jetzt am Clemenshospital erstmals im Münsterland eingesetzt. Der Erfinder der Methode, Dr. Diego Gonzáles Rivas vom Krankenhaus Quirónsalud im spanischen La Coruña, war vor Ort, um die Technik vorzustellen und die Ärzte des Clemenshospitals zu schulen.

Münster – Krebs ist eine tückische und lebensbedrohliche Erkrankung. Ein besonderes Problem beim Lungenkrebs ist die frühzeitige Erkennung. Die beste Therapieform im Frühstadium ist die operative Entfernung des Tumors. Frühzeitig erkannt, ist Lungenkrebs heilbar. Bis vor wenigen Jahren konnten derartige Eingriffe nur mir größeren Schnitten erfolgen. „Am Lungenkrebszentrum des Clemenshospitals führen wir solche Eingriffe seit vielen Jahren bevorzugt in minimalinvasiver Technik durch. Es werden also nur zwei oder drei kleine Schnitte vorgenommen, durch die wir mit Endoskopen arbeiten“, erklären Prof. Dr. Peter Feindt, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Thoraxchirurgie sowie Dr. Andreas Gröschel, Leiter des Lungenkrebszentrums am Clemenshospital. Die minimalinvasive Chirurgie bietet viele Vorteile für die Patientinnen und Patienten: weniger Schmerzen nach dem Eingriff, kürzerer Krankenhausaufenthalt und kosmetisch kaum sichtbare Narben.

Erstmals konnte jetzt im Münsterland bei mehreren Patienten diese Methode noch verfeinert werden. Über nur einen einzigen kleinen Hautschnitt von wenigen Zentimetern konnten nun mit Hilfe einer neuen Operationsmethode bösartige Lungentumore und ganze Lungenlappen erfolgreich entfernt werden. Der international renommierte Entwickler der sogenannten uniportalen videounterstützten Lungenchirurgie (VATS), Dr. Diego Gonzáles Rivas, Facharzt für Thoraxchirurgie am Krankenhaus Quirónsalud im spanischen La Coruña, unterstützte seine Kollegen in Münster während der ersten Eingriffe. „Bei kleineren thoraxchirurgischen Eingriffen haben wir bereits die uniportale Methode eingesetzt, mit der neuen Methode können wir jetzt auch bei größeren Eingriffen und Risikopatienten noch schonender operieren. Wir bieten unseren Patienten die Möglichkeit, so gering-invasiv wie nur möglich operiert zu werden“, skizziert der leitende Oberarzt Dr. Matthias Holzer die Vorteile dieser neuen Methode.

Dr. Diego Gonzáles Rivas (m.) demonstriert seinen Kolleginnen und Kollegen des Clemenshospitals die von ihm entwickelte uniportale Methode.

Bild: Dr. Diego Gonzáles Rivas (m.) demonstriert seinen Kolleginnen und Kollegen des Clemenshospitals die von ihm entwickelte uniportale Methode.

Die ersten Patienten konnten bereits nach wenigen Tagen das Clemenshospital, ein Krankenhaus der Alexianer, verlassen. Neben der neuen Operationsmethode kam bei den Eingriffen auch ein spezielles Narkoseverfahren zum Einsatz. Bei diesem Verfahren werden die Patientinnen und Patienten in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt und können dabei selbstständig weiteratmen. Sie müssen nicht beatmet werden. „Das ist sicherlich zukunftsweisend in der Lungenchirurgie. Die schmerzfreie Durchführung komplexer Eingriffe über nur eine Körperöffnung am selbständig atmenden Patienten“, wie Feindt und Holzer betonen, „Die Betroffenen erholen sich viel schneller, haben deutlich weniger Nebenwirkungen zu erwarten und können wesentlich früher in ihre gewohnte Umgebung entlassen werden.“ Das Lungenkrebszentrum des Clemenshospitals ist Teil der „Münsteraner Allianz gegen Krebs – MAgKs

Auf welche Snacks Schulkinder stehen und wie Eltern „5 am Tag“ fördern können

Auf welche Snacks Schulkinder stehen und wie Eltern „5 am Tag“ fördern können

Bild: Frisches Obst in der Schulpause: Das wünschen sich Eltern. Mit ein paar Tricks kann man dem Nachwuchs Gesundes schmackhafter machen. Foto: djd/snack-5.eu/Shutterstock/M_Agency

Snacks – Cool und gesund?

(djd) – Die meisten Schulen bieten eine Mittags- und Snackverpflegung an. Trotzdem kaufen fast drei Viertel der Kinder mindestens einmal in der Woche auch außerhalb der Schule Snacks ein – zum Beispiel in Supermärkten, Bäckereien oder Imbissstuben. Das ergab eine aktuelle Studie im Auftrag von Snack5, bei der 1.260 Kinder und Eltern in Deutschland und Österreich befragt wurden. Unter www.snack-5.eu/presse gibt es alle Ergebnisse der Umfrage. Eltern würden es am liebsten sehen, wenn ihr Nachwuchs sich belegte Brötchen oder Brote, frisches Obst oder Gemüse kaufen würde. Bei den Schülern stehen aber nur die belegten Brötchen ebenfalls hoch im Kurs und landen immerhin auf Platz zwei der Beliebtheitsskala. Am gefragtesten sind bei ihnen süße Backwaren, auf Platz drei liegen Naschereien wie Bonbons und Schokolade.

Eltern sollten gelassen bleiben

Für Kinder gilt beim Snackkauf der Studie zufolge vor allem eins: „hauptsache lecker“. Rund 80 Prozent der Schüler geben außerdem an, dass das Snackangebot in der Schule für sie uninteressant ist oder bestimmte Speisen dort nicht angeboten werden. Der wichtigste Grund, abseits vom Schulgelände zum nächsten Laden zu ziehen, ist aber nicht der Hunger: 54 Prozent der befragten Kinder gaben an, dass es „cool“ sei, gemeinsam mit Freunden einkaufen zu gehen. Auch das Gefühl, frei von schulischen oder elterlichen Vorgaben zu handeln, spielt eine wichtige Rolle. Diese Wünsche nach Zusammengehörigkeit und Autonomie sollten Eltern sich vor Augen führen und gelegentliche ungesunde „Ess-kapaden“ ihres Nachwuchses gelassen sehen.

Fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag

Nichtsdestotrotz sollten Eltern eine ausgewogene Ernährung ihrer Kinder mit möglichst fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag fördern. Eine mit frischen und appetitlichen Häppchen gefüllte Frühstücksdose kann dazu beitragen – besonders attraktiv sind kleine Spieße mit Gemüse- oder Obststückchen, die handlich und schnell weggeknabbert sind. Und die „Stulle“ wird gleich viel leckerer und gesünder, wenn man Salat, Gurke oder Radieschen auf den Käse legt. Ein guter Ausgleich zu vormittäglichen „Snacksünden“ kann auch ein bunter Obst- oder Gemüseteller am Nachmittag sein. Bei Gemüse und Obst gilt: am besten aus Europa und am besten regional und aus der Saison. Durch eine altersgerechte Ansprache lässt sich außerdem mehr Bewusstsein für gesunde Kost wecken – vor allem Grundschüler und Jugendliche ab 15 Jahren sind dafür empfänglich. Nicht zuletzt sollte in den Schulen auf eine gute Auswahl an attraktiven und ausgewogenen Snacks geachtet werden. So kann die Einsicht wachsen, dass gesund ganz schön cool ist.

Gerontopsychiatrische Beratung: Jahresbericht der Alexianer in Münster

Gerontopsychiatrische Beratung: Jahresbericht der Alexianer in Münster

„Die Einsamkeit wird mit der Zeit wirklich happig!“

Gerontopsychiatrische Beratung der Alexianer legt Jahresbericht 2021 vor. Bedarf an psychosozialer Unterstützung ist nochmals gestiegen.

„Corona hat deutlich beigetragen zur Verschlechterung meines Befindens. Corona hat mich isoliert, ich fühle mich sehr allein. Ich bin froh, dass ich bis jetzt ohne Depression durchgekommen bin.“ (88-jähriger alleinlebender Mann)

„Ich habe dreimal die Woche Sport gemacht vor Beginn von Corona. Und war regelmäßig wöchentlich beim Gedächtnistraining. Das ist jetzt alles weggefallen. Das fehlt mir sehr.“ (81-jährige alleinlebende Frau)

„Man kann ja nichts machen. Die Spannungsfelder zu Hause sind groß. Und mir fehlt der Ausgleich draußen in meinen Gruppen.“ (Ehemann einer 78-jährigen Frau mit Demenz)

Dies sind nur einige Beispiele, die aufzeigen, wie stark das Leben von älteren Menschen auch im Jahr 2021 noch durch die Pandemie geprägt war. Gleichzeitig bleiben die vorher bereits existenten Probleme und Herausforderungen bestehen und werden durch die sozialen Folgen der Corona-Maßnahmen oft noch potenziert.

So zeigt der jüngst vorgelegte Jahresbericht der Gerontopsychiatrischen Beratung der Alexianer in Münster, dass die Nachfrage nach Beratung und Unterstützung im Vergleich zum Vorjahr nochmals angestiegen ist: Insgesamt wurden 1.552 Einzel- und Gruppenberatungen durchgeführt, das sind genau 100 mehr als 2020.

Ein konkretes Indiz für den gestiegenen Bedarf ist auch die Zahl der Folgeberatungen: Waren es 2020 noch 812 Beratungskontakte, bei denen Angehörige, Erkrankte oder Bezugspersonen mehr als einmal Unterstützung erfuhren, so fanden im Berichtsjahr 931 Folgeberatungen statt, das bedeutet eine Steigerung um 15 Prozent. Dr. Birgit Leonhard, Mitarbeiterin der Beratungsstelle, macht den Hintergrund klar: „Dass etwa betreuende Angehörige zwei- und mehrmals eine Beratung in Anspruch nehmen, zeigt auch den Bedarf an psychosozialer Begleitung und Unterstützung: Die Themenvielfalt reicht von der Kommunikation mit einem erkrankten Familienmitglied über die Auseinandersetzung mit Schuldgefühlen bis zur Bereitschaft für die Annahme von Hilfe.“

Ein Großteil der mehrmaligen Beratungskontakte bestand in Telefonanrufen, die durch die Gelegenheit zum Gespräch mit einem vertrauensvollen Zuhörer oft zu einer psychischen Stabilisierung der Klient*innen beitragen konnten. „Durch regelmäßige Kontaktaufnahme versuchen wir sowohl Angehörige als auch Alleinlebende in dieser herausfordernden Zeit zu stützen und zu begleiten“, so Leonhard.

Auch bei der Zahl der fallbezogenen Beratungen von Betroffenen ist ein Zuwachs zu beobachten, und zwar von 223 im Jahr 2020 auf 264 im Jahr 2021. Als besonderes Angebot konnten im vergangenen Jahr auch etliche Klient*innen zu Hause beraten werden: 2021 wurden 34 Hausbesuche durchgeführt. „Hier handelt es sich überwiegend um alleinlebende ältere Menschen, die an einer Depression erkrankt sind oder an Einsamkeit, Trauer oder Ängsten leiden. Durch die lang andauernde Pandemie mit ihren vielfältigen Folgen steigt die soziale Isolation. Es fehlen ihnen Tagesstruktur, Ansprache sowie Sinngebung durch das Miteinander und den Austausch mit anderen Menschen. Diese Personen sind besonders in Gefahr, eine Verschlechterung ihres Zustandes zu erleben“, so Christiane Heymer, ebenfalls Mitarbeiterin der Beratungsstelle. „Mit unseren verschiedenen Formen der Kontaktpflege versuchen wir sie hier etwas aufzufangen.“ Die Hausbesuche und andere Maßnahmen wurden durch eine Projektförderung des Landesministeriums ermöglicht. Dank dieser Unterstützung, die insgesamt für 13 Monate bis Ende September 2021 gewährt wurde, konnte eine zusätzliche Fachkraft beschäftigt und unter anderem die aufsuchende Beratungstätigkeit ausgebaut werden.

Gerontopsychiatrische Beratung der Alexianer in Münster

Der Ausblick auf das Jahr 2022 ist einerseits von Hoffnung auf weitergehende Öffnungen, etwa für Kurse und Vorträge, geprägt. Andererseits gilt es, ein besonderes Jubiläum zu begehen: Die Beratungsstelle wird im Sommer 30 Jahre alt. Dazu ist ein Tag für Angehörige und interessierte Bürger*innen am 16. August 2022 im Franz-Hitze-Haus geplant. Für alle Anliegen und Fragen rund um psychische Erkrankungen im Alter sind die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle telefonisch oder nach Terminabsprache vor Ort zu erreichen: (0251) 5202-27671. [Gerontopsychiatrische Beratung: Bei Fragen sind wir für Sie da! ]

Ichthyosen: Kira Süßmuth erhält Forschungsstipendium der Deutschen Stiftung für Dermatologie

Ichthyosen: Kira Süßmuth erhält Forschungsstipendium der Deutschen Stiftung für Dermatologie

Bild: Kann sich dank eines Stipendiums ein Jahr lang verstärkt der Forschung um die Ichthyosen widmen: Dr. Kira Süßmuth, hier bei der Arbeit im Labor (Foto: WWU / Herbert Gerbling)

Berlin/Münster – Mit spezifischen Stipendien-Programmen unterstützt die Deutsche Stiftung für Dermatologie (angehende) Dermatologinnen und Dermatologen darin, klinische Tätigkeit und Forschung zu verbinden. Für die Förderperiode 2022/23 wurden nun erneut fünf Stipendiaten ausgewählt, die mit herausragenden Bewerbungen das Auswahlgremium überzeugten. Unter ihnen: eine Dermatologin der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Dank der Unterstützung der Stiftung kann sich Dr. Kira Süßmuth ein Jahr lang von ihren klinischen Aufgaben freistellen lassen und auf ihre Forschungsvorhaben konzentrieren.

An vielen dermatologischen Kliniken in Deutschland werden nicht nur Patienten behandelt, sondern es wird auch geforscht. „Diese Verknüpfung ist wichtig für die Medizin und die Krankenversorgung“, sagt Prof. Michael Hertl, Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Für medizinische Forschung sei aber nicht immer ausreichend Zeit vorhanden. „Der Alltag in der Klinik ist manchmal so verdichtet, dass die Forschungsambitionen auf der Strecke bleiben. Hier heißt es, gegenzusteuern“. Eine „geschützte Forschungszeit“ ermögliche es jungen Ärztinnen und Ärzten, ihre Forschungsexpertise auszubauen.

Für das „Clinician Scientist Program“ der Deutschen Stiftung für Dermatologie, bei dem die jeweilige Klinik die Ärztin oder den Arzt für ein Jahr zu 100 Prozent von der klinischen Tätigkeit freistellt, wurde zusammen mit drei Fachkolleginnen und -kollegen auch Dr. Kira Süßmuth ausgewählt. Sie arbeitet als Assistenzärztin im letzten Weiterbildungsjahr an der Universitätsklinik für Hautkrankheiten in Münster und befasst sich seit ihrer Promotion mit vererbbaren Verhornungsstörungen der Haut, vor allem mit den sogenannten Ichthyosen. In ihren aktuellen Projekten geht es um den Zusammenhang von klinischen und genetischen Befunden mit den histologischen Veränderungen sowie den immunologischen und entzündlichen Mechanismen bei diesem Krankheitsbild, das mit vermehrter Schuppung, Rötung und manchmal Blasenbildung an der Haut verbunden ist.

„Meine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Hautmodellen zu den Ichthyosen. Die gewonnenen Erfahrungen sollen nun für translationale Fragestellungen genutzt werden. Schwerpunkt ist hierbei das Netherton-Syndrom, eine Ichthyose, die neben Veränderungen an der Haut auch Haaranomalien, Neigung zu Allergien und Veränderungen im Immunsystem zeigt“, erläutert die gebürtige Grevenerin, die auch ihr Medizinstudium bereits an der WWU absolvierte. Münden sollen die Studien in die Entwicklung von Proteinersatztherapien, die dann zunächst an Hautmodellen erprobt werden. „Beginnen wird die ‚Forschungszeit‘ voraussichtlich im Mai“, freut sich Süßmuth auf die neue Etappe ihres Berufsweges.

Weitere Informationen zum Thema Ichthyosen unter: Fischschuppen-Krankheit