Hirnforschung: Dr. Dr. Eva Christine Bunk erhält Alumni-Award 2021 des irischen Royal College of Surgeons

Hirnforschung: Dr. Dr. Eva Christine Bunk erhält Alumni-Award 2021 des irischen Royal College of Surgeons

Bild: Von ihrer Alma Mater in Irland für ihre Arbeit im Bereich der neuronalen Stammzellforschung ausgezeichnet: die Hirnexpertin Dr. Dr. Eva Christine Bunk: (Foto: O. Glaser)

Münster (mfm/sw) – Zwei Studienabschlüsse, zwei Doktortitel, zwei Auszeichnungen – bei Dr. Dr. Eva Christine Bunk läuft es gerade doppelt gut: Nachdem der Biologin und Medizinerin 2017 bereits der Promotionspreis der Medizinischen Fakultät der Universität Münster (WWU) verliehen wurde, wurde die münstersche Hirnforscherin jetzt auch noch mit dem Research & Innovation Alumni-Award des Royal College of Surgeons in Ireland (RCSI) ausgezeichnet. Aktuell bereitet sie sich auf eine Karriere in der Neurochirurgie vor – und forscht parallel zu Hirntumoren.

Die Überraschung war groß, als die gebürtige Rheinland-Pfälzerin in ihrem Postfach die Mail aus Irland sah – schließlich hat sie ihre Forschung zu neuronalen Stammzellen dort schon vor über zehn Jahren abgeschlossen. „Die Zeit am RCSI hat mir sehr viel gebracht – insbesondere für die Techniken, die ich heute in meinen Forschungen anwende – und sie ist ein Grund, weshalb ich danach Medizin studiert habe“, so die Forscherin in ihrer Videobotschaft bei der digitalen Preisverleihung. Nachdem sie 2010 vom RCSI im Fach Biologie promoviert wurde, ließ sie ein Medizinstudium an der WWU folgen, das sie 2016 abschloss – und im Folgejahr mit einer weiteren Promotion krönte.

Bunk ist durch ihre Forschungen zu neuronalen Stammzellen in gewissermaßen „vorbelastet“ – mit einer besonderen Vorliebe für die komplexeste Rechenmaschine der Welt: das Hirn. So wurde der Forscherin schnell klar, wohin es mit dem Medizinstudium gehen soll: Seit Januar 2017 ist sie an der münsterschen Uniklinik für Neurochirurgie in Fortbildung zur Fachärztin. Damit hat sich auch der Forschungsschwerpunkt etwas verschoben: Statt neuronaler Stammzellenforschung untersucht Bunk nun neben der praktischen Tätigkeit Hirntumore. Der Forschung nach Erreichen des nächsten Karriereziels komplett den Rücken zu kehren, kann sich die 40-Jährige nicht vorstellen: Auch auf lange Sicht will sie ihre Zeit auf die Forschung und Chirurgie aufteilen – am liebsten mit einem eigenen kleinen Labor.
Jedes Jahr zeichnet das RCSI besondere „Ehemalige“ mit sechs verschiedenen Preisen aus, einer davon ist der „Research & Innovation Alumni-Award“, der von HealthTech Ireland gesponsert wird. Mit seinen Preisen will das RCSI Alumni ehren, die durch ihre Forschungsergebnisse ihre Fachdisziplinen weitergebracht haben. So auch Eva Christine Bunk: In ihrer nun ausgezeichneten Doktorarbeit untersuchte die künftige Neurochirurgin die Auswirkungen von Zelltod auf das Überleben und das Wachstum von neuronalen Stammzellen [RCSI-Video zum Award]

Startschuss für „Aktionsbündnis Gesundheit fördern“

Startschuss für „Aktionsbündnis Gesundheit fördern“

Bild: Dank zeigen für den Einsatz in der Pandemie und die Zukunft der Universitätsmedizin mitgestalten – dafür steht das neue Aktionsbündnis Gesundheit fördern.

Bundesweiter Spendenaufruf für die Spitzenmedizin an Universitätskliniken

Logo AktionsbündnisDie Inzidenzen sinken. Die Pandemie flacht ab. Dem medizinischen und pflegerischen Personal ist es maßgeblich zu verdanken, dass Patientinnen und Patienten zu jeder Zeit die bestmögliche Versorgung erhalten konnten. Gleichzeitig hat die Pandemie gezeigt, wie wichtig ein stabiles Gesundheitswesen ist. Die Universitätsmedizin nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Ein neues Aktionsbündnis, gegründet von acht Universitätsklinik-Standorten, bietet nun die Möglichkeit, Dank zu zeigen und die Zukunft der Spitzenmedizin mitzugestalten.

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie haben die Forscherinnen und Forscher, Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte in ganz Deutschland Großes geleistet, um dem Virus Einhalt zu gebieten und erkrankte Menschen bestmöglich zu therapieren und zu versorgen. Gleichzeitig hat die aktuelle Zeit die Achtsamkeit und das Bewusstsein dafür gestärkt, wie wichtig Gesundheit für alle Menschen ist. Mit Kiel/Lübeck, Hamburg, Essen, Münster, Heidelberg, Tübingen, München und Freiburg haben sich acht Universitätsklinik-Standorte zu einem neuen Bündnis zusammengeschlossen: dem Aktionsbündnis Gesundheit fördern. Es richtet sich an alle, die ihren Dank zeigen und die universitätsmedizinische Krankenversorgung, Forschung und Lehre stärken möchten. Unterstützt wird das Vorhaben durch den Verband der Universitätsklinika Deutschlands und den Deutscher Fundraising Verband.

Dank zeigen für den Einsatz in der Pandemie und die Zukunft der Spitzenmedizin an Universitätskliniken mitgestalten

Die deutsche Universitätsmedizin war in den vergangenen fünfzehn Monaten eine verlässliche Säule und Stütze für die Patientinnen und Patienten, ihren Familienangehörigen und alle Bürgerinnen und Bürger. Das Fortschreiten der Impfungen gegen das Coronavirus lässt auf eine Zeit nach der Pandemie hoffen, doch ohne den besonderen Einsatz der Forscherinnen und Forscher, Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte wäre diese Perspektive nicht möglich gewesen. Der Blick über Ländergrenzen hat zudem gezeigt: Ohne ein stabiles und gut ausgestattetes Gesundheitswesen sind die Handlungsspielräume in der Krise, Menschenleben zu retten, begrenzt. Die Universitätsmedizin nimmt eine Schlüsselrolle im deutschen Gesundheitssystem ein – sie vereint Krankenversorgung, Wissenschaft und Forschung sowie Lehre. Diese Verbindung kann durch Spenden von Unternehmen und Privatpersonen weiter gestärkt werden. Nur dank Spenden können innovative Forschungsansätze und therapeutische Angebote, wie z.B. die Kunst- oder Musiktherapie, mit der Patientinnen und Patienten Lebensmut und -qualität erhalten, finanziert werden. Durch private Förderung wird auch in die gute Ausbildung neuer Ärztinnen und Ärzte investiert. Um die besonderen Leistungen an Universitätskliniken weiter auszubauen, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen. Dafür steht das neue Aktionsbündnis Gesundheit fördern.

„Die Universitätsmedizin nimmt eine sehr wichtige Rolle in unserem Gesundheitssystem ein. Das hat sich in der Corona-Pandemie noch einmal ganz deutlich gezeigt. Eine Spende bietet Menschen eine Möglichkeit, ihre Wertschätzung für die Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Universitätsmedizin zum Ausdruck zu bringen“, sagt Jens Bussmann, Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschland.

Mithilfe der Spenden können zum Beispiel Kurse zur Gesundheitsprävention für die Mitarbeitenden in den Kliniken ermöglicht, die Kinder-Betreuung für die medizinischen und pflegerischen Fachkräfte gestärkt oder „Danke“-Gutscheine für Pflegekräfte herausgegeben werden. Forschungsprojekte können gefördert oder regelmäßige Fortbildungsangebote zur Stärkung fachlicher Kompetenzen bereitgestellt werden.

„Wir haben in den vergangenen Monaten sehr viel Zuspruch nicht nur von Patientinnen und Patienten, sondern auch aus der Bevölkerung allgemein erhalten und freuen uns sehr, dass wir mit dem Bündnis nun eine Plattform geschaffen haben, die Einzelpersonen oder Unternehmen nutzen können, um ihren Dank auszudrücken und uns bei unserer Arbeit zu unterstützen“, sagt Prof. Hugo Van Aken, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM (Universitätsklinikum Münster). Neben Angeboten zur Gesundheitsförderung, zu Kultur- oder Forschungsprojekten war eines der acht vorgestellten Beispiele ein neues Ausbildungskonzept, von dem pflegerische und ärztliche Nachwuchskräfte gemeinsam profitieren. „Denn das haben wir nicht nur in der Pandemie gesehen: Eine interprofessionelle Zusammenarbeit erhöht die Attraktivität der Arbeit und sorgt für eine bestmögliche Patientenverantwortung, was wiederum eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit sich bringt“, so Van Aken mit dem Verweis, dass solch innovative Lehrprojekte oftmals nur durch zusätzliche Gelder zu realisieren sind. „Wer die Universitätskliniken jetzt mit einer Spende unterstützt, drückt damit nicht nur seine Anerkennung für den großen Einsatz aller Mitarbeitenden in der Pandemie aus, sondern fördert auch die Spitzenmedizin am Standort Deutschland“, sagt Prof. Hugo Van Aken abschließend.

Spendenkonto: Aktionsbündnis Gesundheit, IBAN: DE52 3702 0500 0600 0700 05, BIC: BFSWDE33, Bank für Sozialwirtschaft

Über das Aktionsbündnis Gesundheit fördern

Das Gründungsteam des Aktionsbündnisses Gesundheit fördern besteht aus acht Universitätsklinik-Standorten in ganz Deutschland, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, zusätzliche Angebote in Krankenversorgung, Forschung und Lehre zu ermöglichen und zu fördern. Die geförderten Projekte können über die gesetzliche Finanzierung nicht abgedeckt werden und sind daher auf Unterstützung angewiesen. Mit dem Zusammenschluss entsteht für Menschen, die sich für das Gesundheitswesen engagieren möchten, eine Plattform, eine starke Stimme und ein bundesweites Netzwerk mit großer Reichweite. Zum Gründungsteam gehören der Freunde- und Förderverein des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), die Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gGmbH, die Stiftung Universitätsmedizin Essen, das Universitätsklinikum Münster, die Heidelberger Stiftung Chirurgie, Hilfe für kranke Kinder – Die Stiftung in der Uni-Kinderklinik Tübingen, das LMU – Klinikum der Universität München und das Universitätsklinikum Freiburg.
Weitere Informationen unter www.aktionsbuendnis-gesundheit.de.

„Focus-Ärzteliste“: Drei der Besten gehören zum Team Franziskus

„Focus-Ärzteliste“: Drei der Besten gehören zum Team Franziskus

Bild: Freuen sich auf die wiederholte Auszeichnung als Spitzen-Ärzte v.l.: PD Dr. Martin Austermann, Prof. Dr. Matthias Brüwer und Prof. Dr. Ulf Liljenqvist

Exzellente Bewertungen für Chefärzte im St. Franziskus-Hospital Münster

Münster – Das Nachrichtenmagazin „Focus“ hat in der Sonderausgabe „Deutschlands TOP-Mediziner“ drei Ärzte des St. Franziskus-Hospitals als Spitzen-Mediziner empfohlen. PD. Dr. Martin Austermann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, wird hier als ausgewiesener Experte unter anderem bei Venenleiden in der Kategorie „Herz & Gefäße“ geführt. Prof. Dr. Matthias Brüwer wird als Spezialist für Hernienchirurgie in der Kategorie „Magen, Darm und Bauch“ empfohlen. Er leitet die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie. Prof. Dr. Ulf Liljenqvist ist Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie und Skoliosezentrum und wird als Top-Mediziner der Wirbelsäulenchirurgie in der Kategorie „Knochen und Gelenke“ ausgezeichnet.

Einmal im Jahr veröffentlicht das Nachrichtenmagazin eine Liste mit den in ihren Fachbereichen deutschlandweit führenden Ärzten. Die drei Fachärzte werden laut „Focus“ überdurchschnittlich häufig von ärztlichen Kollegen/-innen und von Patienten/-innen empfohlen. In die Befragung flossen auch Bewertungen der medizinischen Fachgesellschaften, wissenschaftliche Publikationen, Empfehlungen von Selbsthilfe- und Patientenverbänden und weitere Daten mit ein. Die drei Top-Mediziner sind kontinuierlich seit vielen Jahren im Focus-Ranking erschienen.

Ulrike Wellkamp ist Nordrhein-Westfalens „beliebtester Pflegeprofi“

Ulrike Wellkamp ist Nordrhein-Westfalens „beliebtester Pflegeprofi“

Bild: Ulrike Wellkamp, Fachgesundheits- und Krankenpflegerin in der UKM-Gastroenterologie, ist NRWs „beliebtester Pflegeprofi“. Ihr Kollege Matthias Voß, hat sie für den Wettbewerb vorgeschlagen.

45 Jahre in der Pflege. Geht das überhaupt? Für Ulrike Wellkamp, Fachgesundheits- und Krankenpflegerin in der Gastroenterologie am UKM, offenbar kein Thema. Für ihr langjähriges sympathisches Engagement wurde sie von ihrem Kollegen Matthias Voß für die Wahl zu „Deutschlands beliebtestem Pflegeprofi“ vorgeschlagen. Jetzt hat sie den Wettbewerb als Landessiegerin für NRW gewonnen. Die zweite Voting-Runde zum Bundeswettbewerb schließt sich im Oktober an.

Münster (ukm/aw) – 750 Nominierungen und insgesamt mehr als 41.000 abgegebene Stimmen: Nach einer vierwöchigen Online-Abstimmung im Mai auf www.deutschlands-pflegeprofis.de haben die Abstimmenden Ulrike Wellkamp zu Nordrhein-Westfalens Nummer 1 in Sachen Pflege gekürt. „Ich freue mich, damit hätte ich nie gerechnet“, sagt die 65-Jährige, die Ende des Monats in Ruhestand geht. Für die Endausscheidung des Bundeswettbewerbs kann sie sich Chancen ausrechnen. „Allerdings stehe ich jetzt im Oktober im Wettbewerb mit 15 anderen tollen Landessiegern, die natürlich alle verdient haben, den ersten Platz im Bundeswettbewerb zu holen“, so Wellkamp.
Die online-Abstimmung zu „Deutschlands beliebtestem Pflegeprofi“ findet zum dritten Mal nach 2017 statt. Sie wurde vom Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. ins Leben gerufen und steht unter der Schirmherrschaft des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus.

(Die Mitteilung des PKV zu den einzelnen Landessiegern finden Sie hier)

Genersatztherapie Zolgensma bei Spinaler Muskelatrophie

Genersatztherapie Zolgensma bei Spinaler Muskelatrophie

Bild: Die Genersatztherapie Zolgensma ist in der Behandlung von Kindern mit Spinaler Muskelatrophie ein Game-Changer.

Bei Markteinführung war das Gen-Therapeutikum Zolgensma® als „teuerstes Medikament der Welt“ umstritten. Für Kinder, die unter Spinaler Muskelatrophie leiden, ist der medizinische Nutzen allerdings erheblich. „Vor 20 Jahren ist die Mehrheit der Kinder mit SMA nach dem ersten Lebensjahr verstorben“, sagt Univ.-Prof. Heymut Omran, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKM (Universitätsklinikum Münster). Ab dem Sommer wird der Test auf SMA Bestandteil des Neugeborenen-Screenings und kann so frühestmöglich diagnostiziert und therapiert werden. Erstmals ist die Heilung der eigentlich todbringenden Erkrankung möglich.

Münster (ukm/aw) – Amy L. hat großes Glück: Das vier Monate alte Baby bekommt heute eine Infusion, die sein Leben voraussichtlich retten und verbessern wird. Amy wurde schon als Neugeborenes im Rahmen eines Modellprojekts auf SMA gescreent. Direkt nach der Geburt stellte sich so heraus, dass Amy von der erblichen Motoneuronenerkrankung betroffen ist. Ein Schock für ihre Eltern, die schon drei gesunde Kinder haben. Bei der SMA Typ 1 ist die Rumpfnahe Muskulatur von zunehmender Schwäche beeinträchtigt – Drehen, Robben und Sitzen werden gar nicht erst erlernt. „Bei diesen schweren Verlaufsformen sind die Kinder hypoton und haben zunehmend weniger Kraft in den Rumpfnahen Muskeln, können zum Beispiel den Kopf in Bauchlage nicht heben“, so Kinderneurologe Dr. Oliver Schwartz, der am UKM derzeit rund 40 Kinder mit SMA betreut.

Bei fortschreitender Erkrankung ist auch die Atemmuskulatur betroffen – die Kinder verstarben früher unbehandelt häufig innerhalb der ersten zwei Lebensjahre. „Erst seit wenigen Jahren stehen uns überhaupt kurative Therapieoptionen zur Verfügung, um diesen Kindern zu helfen“, sagt der Kinderneurologe und Kinderpneumologe Univ.-Prof. Heymut Omran. Zunächst handelte es sich um Spinraza®. Seit 2020 steht Zolgensma® zur Verfügung, das anders als das Vorgängertherapeutikum nicht über eine Lumbalpunktion alle vier Monate, sondern als Einmalgabe intravenös verabreicht werden kann. Wie aber wirkt das Medikament, das Schwartz bezeichnender Weise als „Genersatztherapeutikum“ bezeichnet? Bei der SMA ist das Gen SMN1 defekt. Zolgensma® schleust mittels eines Virus, das als „Genfähre“ fungiert, eine gesunde Kopie des SMN1-Gens in die Körperzellen. Die Folge: Die Muskelatrophie setzt nicht ein – prognostisch ist den Kindern ein Leben ohne Beeinträchtigung möglich.

Amy bekommt an diesem Morgen die rettende Injektion: Über einen Venenzugang am Kopf wird das Medikament ihrem kleinen Körper innerhalb von 60 Minuten zugeführt. Zuvor wurde die Spritze mit Zolgensma® in der UKM-Apotheke steril aufbereitet und an Schwartz persönlich über eine Sicherheitsschleuse übergeben. Eine Maßnahme, die dem hohen Preis des Therapeutikums geschuldet ist: Die Einmaldosis Zolgensma® kostet rund 2 Millionen Euro. Amy weiß von all dem nichts und lässt alles geduldig geschehen. Für Klinikdirektor Omran grenzt die neue Therapiemöglichkeit bei SMA nach eigener Aussagen „an ein Wunder“. So können die Mediziner sogar bei einigen Kindern, bei denen die Muskelatrophie bereits eingesetzt hatte, beobachten, dass sie die Kopfkontrolle wiedererlangen und sich die Bewegungsabläufe normalisieren.

Er habe in den 20 Jahren seiner klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit viele Kinder mit SMA aufgeben müssen, die meist innerhalb der ersten Lebensjahre starben, berichtet der Kinder- und Jugendmediziner. Mit dem SMA-Neugeborenen-Screening, für dessen deutschlandweite Einführung ab diesem Sommer er als pädiatrisches Mitglied der Gendiagnostik-Kommission des Robert-Koch-Instituts (RKI) mitverantwortlich zeichnet, hat sich die Situation der Kinder dramatisch verbessert. „Wenn man die spinale Muskelatrophie so früh wie möglich diagnostiziert, kann man diesen Kindern so helfen, dass sie gar nicht krank werden. Das ist etwas, was wir am liebsten haben – so ähnlich wie bei einer Impfung – dass wir das Ausbrechen einer Erkrankung verhüten können“, sagt Omran.

Für weiterführende Genersatztherapien bei anderen Gendefekten sei zumindest eine Basis geschaffen, auf deren Grundlage geforscht werden könne. „Überall dort, wo wir von etwas ‚zu wenig‘ haben, könnte das Modell des Ersetzens dieses fehlenden Stoffs im Erbgut ein Ansatz sein. Daran müssen wir weiter forschen. Wir sehen, dass wir in der Lage sind das Genom zu therapieren. Gleichzeitig können wir durch das Neugeborenen-Screening Kinder frühzeitig diagnostizieren, einer Therapie zuführen und so retten. Das macht unser kinderneurologisches Team am UKM sehr froh.“ (Ein ausführliches Experteninterview zur Entwicklung der Behandlungsoptionen von SMA finden Sie hier.)