UKM-OnlineTalk: „Revolution in der Krebstherapie? Bispezifische Antikörper und ADCs“

UKM-OnlineTalk: „Revolution in der Krebstherapie? Bispezifische Antikörper und ADCs“

Bild: Prof. Annalen Bleckmann, Direktorin des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) Münster und Prof. Georg Lenz, Wissenschaftlicher Direktor des WTZ Münster und Direktor der Medizinischen Klinik A am UKM (© Foto/UKM/Wibberg)

Der medizinische Fortschritt ist unaufhaltsam, aber gerade in der Krebstherapie wachsen die Behandlungsmöglichkeiten fast exponentiell. Der UKM-OnlineTalk aus Anlass des bevorstehenden Welt-Krebstages will am kommenden Mittwoch, 07. Februar, ab 18 Uhr, Betroffenen, ihren Angehörigen und anderen Interessierten die Möglichkeit geben, sich diesbezüglich auf den neuesten Stand zu bringen. Prof. Annalen Bleckmann und Prof. Georg Lenz vom Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) Münster geben ein Update zu Therapien, die – verglichen mit den bisherigen Behandlungsstandards – echte Gamechanger im Kampf gegen die zweithäufigste Todesursache sein können.

Münster (ukm/aw) – Für Patientinnen und Patienten der Krebstherapie ist es eine gute Nachricht: Mit den bispezifischen Antikörpern und den ADCs (Antibody-Drug-Conjugates/ Deutsch: Antikörper-Wirkstoff-Konjugate) stehen Onkologinnen und Onkologen neuerdings zwei ganz neue und sehr innovative Therapieprinzipien für Krebspatientinnen und -patienten zur Verfügung. „Der Fortschritt ist hier rasant und wenn wir uns anschauen, wie viele Medikamente dieser Art schon zugelassen worden sind, werden sie die klassische Chemotherapie, wie wir sie heute noch kennen, in Zukunft sicher ablösen“, sagt Prof. Annalen Bleckmann, Direktorin des WTZ Münster am UKM (Universitätsklinikum Münster).

Sowohl Bispezifische Antikörper als auch ADCs bringen die „Feinde“ der Krebszelle direkt in die Krebszelle und sind in der Regel ärmer an Nebenwirkungen als die herkömmlichen Therapien wie Chemotherapie und Strahlentherapie. „Bei den neuen innovativen Methoden wird nicht mehr jede Körperzelle in Mitleidenschaft gezogen. Mit den bispezifischen Antikörpern steht uns beispielsweise eine ganz neue Klasse an Krebsmedikamenten zur Verfügung. Über ein spezifisches Oberflächenmerkmal binden sie einerseits an die Tumorzellen und andererseits binden sie an die T-Zellen der körpereigenen Abwehr. Diese werden so in die Nähe des Tumors gebracht und töten ihn ab“, beschreibt Prof. Georg Lenz, Wissenschaftlicher Direktor des WTZ Münster, der am UKM auch die Medizinische Klinik A, Hämatologie und Onkologie, leitet, den taktischen Doppelschlag. Die ADCs dagegen binden direkt an die Zellen eines bestehenden Tumors und haben im Sinne eines Rucksack-Prinzips ein Chemotherapeutikum an Bord, das in den Tumorzellen zur Wirkung kommt.

Im Moment sind die ADCs vor allem im Einsatz bei hämatologischen Erkrankungen sowie gegen Brustkrebs, Lungenkrebs und uro-genitale Karzinome. Die bispezifischen Antikörper finden bei verschiedenen Leukämiearten und Lymphomen breite Anwendung. Für weitere Anwendungsgebiete laufen weltweit hunderte Studien.

„Mit rasanten und guten Ergebnissen“, wie Annalen Bleckmann berichtet, „insbesondere die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten verbessert sich deutlich.“, so Bleckmann. „Nebenwirkungen wie Haarausfall, andauernde Übelkeit und Erbrechen, wie sie leider bei Chemotherapie, Strahlentherapie oder auch der Kombination aus beidem normal sind, bleiben aus“, ergänzt Georg Lenz. Studien zeigen, dass bei einigen Tumorerkrankungen auch die Überlebensrate mit den neuen Therapieprinzipien signifikant gesteigert werden kann.

Der UKM-OnlineTalk zum Thema „Revolution in der Krebstherapie? Bispezifische Antikörper und ADCs“ ist am Mittwoch, 07. Februar, ab 18.00 Uhr, über den YouTube-Kanal des UKM zu streamen. Interessierte können im Vorfeld per Mail an ukm-onlinetalk@ukmuenster.de ihre Fragen einreichen. Auch Kommentare direkt unter dem Stream werden entweder direkt oder nach der Ausstrahlung beantwortet. Weitere Informationen finden Sie auch unter www.ukm-onlinetalk.de
MAgKs: Krebstherapie ist mehr als die medizinische Behandlung

MAgKs: Krebstherapie ist mehr als die medizinische Behandlung

Bild: Die MAgKs – das gemeinsame onkologische Zentrum von Clemenshospital, Raphaelsklinik und Fachklinik Hornheide – hatte Interessierte, Betroffene und Angehörige in der vergangenen Woche in die Alexianer Waschküche am Hauptbahnhof Münster eingeladen. © Foto: Alexianer Münster GmbH

Abwechslungsreicher Patiententag der Münsteraner Allianz gegen Krebs

Münster – „Wir haben uns zusammengetan, um das Beste zu erreichen.“ Mit diesen Worten hat Dr. Rüdiger Liersch den Patienteninformationstag der Münsteraner Allianz gegen Krebs (MAgKs) eröffnet. Der ärztliche Leiter der MAgKs betonte, dass es wichtig sei, miteinander zu sprechen. In der Krebstherapie, aber auch an diesem Nachmittag, an dem Expertinnen und Experten über das umfassende medizinische, pflegerische und therapeutische Angebot der MAgKs rund um das Thema Krebs informierten.

Die MAgKs – das gemeinsame onkologische Zentrum von Clemenshospital, Raphaelsklinik und Fachklinik Hornheide – hatte Interessierte, Betroffene und Angehörige in der vergangenen Woche in die Alexianer Waschküche am Hauptbahnhof Münster eingeladen. Zunächst informierte Gudrun Bruns über die Krebsberatungsstelle Münster. Sie betonte, dass die Diagnose Krebs unterschiedliche Gefühle und Gedanken auslöse. „In dieser Situation offen und ehrlich miteinander umzugehen ist wichtig, um sich Orientierung zu geben.“ In allen drei Kliniken der MAgKs bietet die Krebsberatungsstelle psychoonkologische Beratungen an.

Informative medizinische Vorträge

Das Verfahren HIPEC, bei dem ein chirurgischer Eingriff mit einer Chemoperfusion in die Bauchhöhle verbunden wird, stellte Prof. Dr. Udo Sulkowski vor. Der Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Clemenshospital betonte, dass das Verfahren mit Augenmaß und Vernunft eingesetzt werden müsse. Es kommt bei der Behandlung von Bauchfellkrebs zum Einsatz, in seiner Klinik gibt es im Jahr rund 20 entsprechende Eingriffe. Bei entsprechendem Einsatz sind bei Bauchfellbefall insbesondere beim Dickdarmkrebs langfristige Überlebenszeiten und in Einzelfällen Heilungen zu erzielen.

Prof. Dr. Udo Sulkowski, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Clemenshospital.

Bild: Prof. Dr. Udo Sulkowski, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Clemenshospital

Wie eine Immuntherapie in der Krebsbehandlung abläuft, stellte PD Dr. Grit-Sophie Herter-Spie, Oberärztin der Onkologie an der Fachklinik Hornheide, am Beispiel von schwarzem Hautkrebs vor. Seit 2015 wendet sie dieses Verfahren an, bei dem die Abwehrzellen (T-Zellen) im Körper aktiviert werden und den Tumor angreifen und konnte deshalb bereits auf ein gutes Erfahrungsportfolio im Umgang mit der Therapie zurückgreifen. Verabreicht werden die Antikörper individuell auf den Patienten abgestimmt als Infusionstherapie.

Dr. Rüdiger Liersch, ärztliche Leiter der MAgKs, eröffnete mit seinem Vortrag den Patienteninformationstag der Münsteraner Allianz gegen Krebs (MAgKs).

Bild: Dr. Rüdiger Liersch, ärztliche Leiter der MAgKs, eröffnete mit seinem Vortrag den Patienteninformationstag der Münsteraner Allianz gegen Krebs (MAgKs).

Pflegerische und therapeutische Angebote

Zwischen den Vorträgen hatten die Gäste Gelegenheit, mit Expertinnen zu den Themen Ernährung und Physiotherapie sowie Vertretern und Vertreterinnen von Sozialdienst und Selbsthilfegruppen in Kontakt zu treten. „Zum einen gibt es die medizinische Behandlung“, sagte Liersch. „Aber die Krebstherapie ist mehr, auch alles andere muss passen. Von Beratungen über die Ernährung bis hin zur Physiotherapie. Diese Unterstützung ist ganz entscheidend“, hob er hervor und lud zum Austausch ein.

„Es besteht so viel Unwissenheit und ich möchte helfen, dass sich das ändert“, sagte Peter Michalski, Vorsitzender der Leukämie & Lymphom-Selbsthilfegruppe Münsterland e.V. Stefanie Stumpe, Vorsitzende der Gesprächs- und Aktionskreise Krebsbetroffene in Münster und Everswinkel, betonte, dass es bei den Treffen um einen Erfahrungsaustausch gehe. „Wir sprechen nicht nur über die Krankheit, aber auch. Es darf gelacht und geweint werden.“