Auftakt zum Brustkrebsmonat Oktober: Live-Talk zur Tumorbehandlung und Brustrekonstruktion am UKM

Auftakt zum Brustkrebsmonat Oktober: Live-Talk zur Tumorbehandlung und Brustrekonstruktion am UKM

Bild: Stehen am Dienstag ab 18 Uhr live im Gespräch zum Thema Brustkrebs und Brustrekonstruktion für Fragen bereit: Dr. Joke Tio, Leiterin des UKM Brustzentrums, und Prof. Tobias Hirsch, Leiter der plastischen Chirurgie am UKM.

Meist beginnt der Krankheitsweg mit einem Knötchen: Das erste Mal ertastet, lässt der Gedanke nicht ab, dass etwas nicht in Ordnung ist. In Deutschland wird etwa jede neunte Frau im Laufe ihres Lebens mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. In dem Live-Talk „UKM-Sprechstunde“ am 28.09.2021 klärt Dr. Joke Tio um 18 Uhr über Früherkennung und aktuelle Behandlungsmethoden auf – ergänzt von Prof. Tobias Hirsch, der bei der virtuellen Veranstaltung Fragen zur plastischen Brustrekonstruktion beantwortet.

Münster (ukm/gt) – Bei rund einem Drittel aller neu diagnostizierten Krebserkrankungen bei Frauen handelt es sich um ein Mamma-Karzinom, wie Brustkrebs in der Fachsprache genannt wird. Neben umfangreichen Vorsorgekonzepten wie regelmäßigen Screenings und genetische Untersuchungsmöglichkeiten bei Vorerkrankungen in der Familie, hat sich auch im Bereich der Diagnostik und Behandlung von Brustkrebs einiges getan. All das wird Thema in der nächsten UKM-Sprechstunde, dem Online-Format des UKM (Universitätsklinikum Münster). So hat zum Beispiel die hochauflösende High-End-Ultraschalluntersuchung (Sonographie) einen zunehmenden Stellenwert in der Frühdiagnostik erlangt. „In der Regel kann aus unklaren Herdbefunden der Brust unter Ultraschallkontrolle in lokaler Betäubung eine repräsentative Probe per Biopsie gewonnen werden und damit bei gutartiger Diagnose eine Operation vermieden werden“, sagt Dr. Joke Tio, Leiterin des UKM Brustzentrums, in dem für die bildgebenden Verfahren eng mit der Klinik für Radiologie zusammengearbeitet wird. „Sollte es jedoch einen bösartigen Befund geben, haben wir vielfältige Therapiestrategien, die individuell auf die Patientin und ihre Diagnose angepasst werden. Dafür haben wir hier am UKM als universitäre Einheit immer auch Zugriff auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse.“

So ist bei der operativen Tumorentfernung mittlerweile die brusterhaltende Operation das Standardverfahren. Wenn hingegen eine vollständige Entfernung der Brust notwendig ist, kann auf Wunsch der Patientin bereits während des Eingriffs ein Implantat eingesetzt und damit eine weitere Operation umgangen werden. Alternativ besteht für Patientinnen im Anschluss an die Tumorbehandlung die Option der Wiederherstellung der weiblichen Brust mit körpereigenem Gewebe. Dafür arbeitet Prof. Tobias Hirsch, Leiter der plastischen Chirurgie am UKM, mit seinem Team Hand in Hand mit den Kolleginnen und Kollegen des Brustzentrums. „Für unsere Patientinnen ist gerade die zeit- und ortsnahe Versorgung ihrer Erkrankungen ein wertvoller Beitrag zur Wiederherstellung ihrer Lebensqualität“, so Hirsch, der als Experte ebenfalls an dem Live-Gespräch teilnimmt.

Die UKM-Sprechstunde als Auftakt in den weltweiten Brustkrebsmonat Oktober findet am Dienstag, 28.09.2021, um 18 Uhr auf dem YouTube-Kanal des UKM (Kanalname: „Universitätsklinikum Münster“) statt. Die Teilnahme ist bequem von zuhause ohne Anmeldung oder das Herunterladen einer Software möglich. Fragen zum Thema können Interessierte vorab per E-Mail an ukm-sprechstunde@ukmuenster.de senden, um diese anonym im Live-Gespräch beantworten zu lassen. Alternativ kann der Live-Chat während der Veranstaltung genutzt werden. Weitere Informationen unter www.ukm-sprechstunde.de.

Effizienz im Mammographie-Screening: die ToSyMa-Studie geht in die Verlängerung

Effizienz im Mammographie-Screening: die ToSyMa-Studie geht in die Verlängerung

Bild: Systematische Brustkrebs-Früherkennung mit Digitaler Brust-Tomosynthese (DBT) und synthetischer 2D-Bildgebung (Foto: UKM-Radiologie Münster)

Hohe internationale Erwartungen – DFG stellt für Fortführung der Studie 1,6 Mio. Euro zur Verfügung

Münster (mfm/tb) – An der Universität Münster werden Fortentwicklungen digitaler Bildgebungstechniken zur Früherkennung von Brustkrebs und ihre Auswirkung auf die Effizienz im Mammographie-Screening erforscht. Zu Aktivitäten auf diesem Feld gehört mit „ToSyMa“ die weltweit größte Studie ihrer Art: In den 17 Studienzentren in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden von 2018 bis Ende 2020 – also trotz der Corona-Hemmnisse – genau 99.689 Frauen für diese diagnostische Vergleichsstudie gewonnen. Die Datenbank wird am 30. Juni geschlossen – aber ToSyMa läuft weiter: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Fortsetzung und Ausweitung der Studie, für die ursprünglich nur 80.000 Teilnehmerinnen vorgesehen waren, mit mehr als 1,6 Mio. Euro bis in das Jahr 2025.

Die DFG unterstützt damit das Ziel, die Chancen einer veränderten Brustkrebsentdeckung zu beurteilen: In der von einem interdisziplinären Team der Universität Münster erarbeiteten ToSyMa-Studie wird geprüft, ob die technische Weiterentwicklung der digitalen Mammographie zum Schichtbildverfahren (digitale Brust-Tomosynthese) den derzeitigen Standard im Screening voranbringt. Dieser besteht aktuell in einer zweidimensionalen mammographischen Brustuntersuchung.

Fast 100.000 Teilnehmerinnen am Mammographie-Screening

Die hohe Zahl der teilnehmenden Frauen belegt nach den Worten von Studienleiter Prof. Dr. Walter Heindel die hohe Akzeptanz der systematischen Brustkrebs-Früherkennung im deutschen Screening-Programm. Der Direktor der Klinik für Radiologie und Leiter des Referenzzentrums Mammographie am Universitätsklinikum Münster (UKM) berichtet von weltweit hohen Erwartungen an die Studie. Die Weiterentwicklung der digitalen Mammographie zur Brust-Tomosynthese biete eine Technologie, die, so der Radiologe, „durch die Berechnung dreidimensionaler Datensätze potentielle Gewebeüberlagerungen in der Brust reduziert und die daher diagnostische Vorteile ermöglichen kann“. Im ersten Schritt will die Forschungsgruppe den Kenntnisstand einer gesteigerten Brustkrebsdetektion im Screening beurteilen. Konkret bedeutet das: Was kann im Sinne der Frauen zusätzlich erreicht werden, was das 2D-Mammographie-Screening vorher nicht konnte? Als zweite Hypothese wird die Quote von Mammakarzinomen unter Frauen in einem Zeitraum von zwei Jahren nach Screening-Teilnahme zwischen der Tomosynthese-Testgruppe und der Kontrollgruppe verglichen.

Frauen, die sich für eine Teilnahme am Screening entschieden hatten, wurden für die Datenerhebung der Studie nach dem Zufallsprinzip und mit einer 50:50-Chance entweder der Gruppe mit Standard-Mammographie zugeordnet oder der Gruppe mit Tomosynthese und daraus errechneter synthetischer Mammographie. In beiden Gruppen werden die Entdeckungsraten von Brustkrebs und die Häufigkeiten der Abklärungsdiagnostik miteinander verglichen. Die Zuweisung erfolgt mittels einer Software und kann durch niemanden beeinflusst werden. Fachleute nennen das eine randomisierte klinische Studie. Frauen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen erhielten seit 2018 zusammen mit ihrer regulären schriftlichen Einladung zum Screening nach dem Zufallsprinzip das Angebot, an der Studie teilzunehmen. Die ersten Zwischenergebnisse zu ToSyMa werden Ende 2021 erwartet.

Übergewicht als Risikofaktor Nr. 1 für Brustkrebs

Übergewicht als Risikofaktor Nr. 1 für Brustkrebs

Münster (ukm/aw) – Die Diskussion um die Einnahme von Hormonen in Zusammenhang mit der Entstehung Brustkrebs wird seit Jahren geführt. Kaum im Bewusstsein der öffentlichen Meinung verankert ist dagegen ein Faktor, der genauso gut Brustkrebs begünstigt: Starkes Übergewicht hat dieselben negativen Konsequenzen bei der Tumorentstehung wie eine Hormoneinnahme. „Seit 1975 hat sich weltweit die Zahl der Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) verdreifacht – mit bisher unabsehbaren Folgen auch in Sachen Brustkrebs“, sagt Prof. Ludwig Kiesel, Direktor der Universitäts-Frauenklinik am UKM.

Herr Prof. Kiesel, inwiefern beeinflusst Übergewicht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken?
Das hängt sehr davon ab, von welchem Lebensabschnitt wir reden. Einfach gesagt: Wenn in der Zeit nach den Wechseljahren Übergewicht vorliegt, ist das ungünstig für das Brustkrebsrisiko. Interessanterweise gilt das nicht unbedingt für die Zeit vor den Wechseljahren. Es gibt sogar Studien, die dann ein niedrigeres Risiko zeigen können, wenn vor den Wechseljahren schon Übergewicht da war. Da gibt es viele Erklärungsansätze, beispielsweise scheint die Hormonlage eine wichtige Rolle zu spielen. Vor den Wechseljahren haben Frauen eine hohe eigene weiblich Hormonbildung – das ist eine grundsätzlich andere Risikokonstellation als nach den Wechseljahren. Wenn danach weniger Hormone vorhanden sind, dann scheint eine zusätzliche Einnahme von Hormonen oder ein Übergewicht mehr Effekt auf das Brustkrebsrisiko zu haben als davor.

Physiologisch nehmen Frauen ja aber in und nach den Wechseljahren oft von ganz alleine zu…
Möglichst früh abzunehmen, ist sicherlich hilfreich. Am besten in Kombination mit einer vermehrten körperlichen Bewegung. Gewichtabnahme ist gut, allerdings in der Gesamtauswirkung nicht ganz so gut, als wenn man vorher gar nicht zugenommen hätte. Das heißt auch für die Zukunft hat jede Gewichtszunahme einen negativen Effekt auf die Brustkrebsentstehung, allerdings kann man das etwas durch eine Gewichtsabnahme korrigieren. Vereinfacht gesagt ist es ideal, wenn man gar nicht zugenommen hat, auch wenn da natürlich noch viele andere Faktoren eine Rolle spielen. Gewicht spielt bei der Entstehung von Brustkrebs immer eine Rolle – man hat sogar herausgefunden, dass ein niedriges Geburtsgewicht mit einem geringeren Risiko, später zu erkranken, einhergeht.

Angesicht seiner Gesellschaft, in der das Übergewicht rasant zunimmt, sind das keine guten Aussichten…
Nein, in der Tat nicht. Seit 1975 hat sich die Zahl der Menschen mit Adipositas weltweit nahezu verdreifacht. Da geht es aber gar nicht so sehr um die vermeintlich „leichteren Fälle“ mit einem leicht erhöhten BMI. Entscheidend ist das zentrale Fett rund um die Körpermitte. Weniger dicke Beine oder ein dicker Po bilden ein Risiko. Gefährlich wird es, wenn die inneren Organe mitbetroffen sind. Es kommt darauf an, wo das Fett sitzt, und das wird leider oft genetisch vorgegeben. Das Fett am Bauch ist ein aktives Organ – früher dachte man, das ist nur ein Speicher für schlechte Zeiten. Inzwischen hat man verstanden, dass ein Zusammenhang zwischen dem aktiven Fett und den entzündlichen Vorgängen, die es im Körper auslöst und der Entstehung von Krebs besteht. Das betrifft natürlich auch den Brustkrebs.

Kann man das Risiko Übergewicht und das Risiko Hormontherapie gegeneinander abwägen?
Ja, das kann man tatsächlich gegeneinander abwägen: Deutliches Übergewicht hat nahezu dieselbe Wirkung wie eine Hormontherapie. Letztendlich ist es in Zahlen fast genauso ungünstig, deutliches Übergewicht zu haben, wie über mehrere Jahre Hormone einzunehmen. Nun ist Hormontherapie ja aber nicht gleich Hormontherapie. Wenn eine Frau nur Östrogene einnimmt, ist das Risiko deutlich geringer als wenn sie ein Kombipräparat aus Östrogenen und Gestagenen einnimmt. Generell gilt: Je länger man Hormone einnimmt, desto ungünstiger wirkt es sich aus. Kurzzeitig allerdings – unter einem Jahr Einnahmedauer – hat eine Hormongabe dagegen keine nennenswerten Folgen und kann helfen, Symptome wie Hitzewallungen zu überwinden.

Was wäre nun ihr Appell an Frauen, die Brustkrebs möglichst vermeiden wollen?
Zum Ersten: Unbedingt aufs Gewicht achten – möglichst auch schon vor den Wechseljahren, denn der Kalorienverbrauch nimmt dann deutlich ab. Das heißt, man muss die Ernährungsweise rechtzeitig anpassen. Zweitens: Sie müssen nicht nur weniger essen, sondern gleichzeitig auch mehr Sport machen, um die Muskelmasse zu erhalten. Trotzdem kann man all das nur bedingt beeinflussen. Ich habe eine Patientin, die war Zeit ihres Lebens eine sehr schlanke Marathonläuferin und hat nach den Wechseljahren nun plötzlich einen ganz anderen Körper. Und das, obwohl sie weiter läuft und sich gesund ernährt. Also: Da darf man sich auch nicht immer ein schlechtes Gewissen machen, man muss nicht immer automatisch etwas falsch gemacht haben, wenn man in diesem Lebensabschnitt zunimmt.