Bild: Das Team um Prof. Jens Brockmann (2. v.l.) hat erfolgreich eine Leber mit Hilfe des mobilen Leberperfusionsgerätes transplantiert. © Fotos (UKM)

Leber-Organperfusionsgerät soll Sicherheit und Zahl von Spenderorganen erhöhen

Münster (ukm/ks) – Michael Reiter* ist erst 36 Jahre alt und hat bereits zwei Lebertransplantationen hinter sich. Dass es ihm jetzt gut geht, hat er unter anderem einem neuen Hightech-Gerät in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) zu verdanken.
Das sogenannte normotherme Leberperfusionsgerät soll ab sofort dafür sorgen, dass mehr Lebern zur Transplantation zur Verfügung stehen und gleichzeitig die Lebertransplantation für Empfänger sicherer wird.
„Diese Maschine hat unserem Patienten die Möglichkeit auf ein neues und gesünderes Leben gegeben“, freut sich Prof. Jens Brockmann als stellvertretender Klinikleiter über den ersten erfolgreichen Einsatz des neuen Gerätes.

Die Krankheitsgeschichte von Michael Reiter* ist lang: Seit 2012 wartete er wegen einer chronisch entzündlichen Gallengangs-Erkrankung auf eine Spenderleber. Nach akutem Leberversagen erhielt der junge Mann am 2. Juni dieses Jahres endlich eine Lebertransplantation. „Leider war der postoperative Verlauf nicht erfreulich. Zwei Mal kam es zu Abstoßungsreaktionen. Wir vermuten stark, dass es bei der ersten Spenderleber durch eine zu lange Lagerung auf Eis zu neuen Gallengangs-Schädigungen gekommen ist. Das Organ hat leider zu keiner Zeit seine Funktion zufriedenstellend aufgenommen, “ so Brockmann weiter. Nach der Abstoßungsreaktion musste der Patient wieder auf die Warteliste für eine weitere Leberorgan-Transplantation.

Mitte Oktober dann stand erneut eine Leber für Reiter* zur Verfügung. Allerdings war auch dieses Organ bereits mehrere Stunden auf Eis transportiert worden und die Qualität somit fraglich. Ohne das Organperfusionsgerät hätte das Team um Prof. Jens Brockmann die erneute Transplantation vermutlich nicht durchgeführt. Dieses Mal aber konne die Leber nach Eintreffen im UKM über Nacht an die Perfusionsmaschine angeschlossen werden: „Durch den Einsatz der Maschine erhalten wir wichtige Informationen über die Funktionsfähigkeit des Spenderorgans und gewinnen gleichzeitig mehr Zeit, um den Patienten optimal vorzubereiten. Die Leber wird vom Gerät auf Körpertemperatur gehalten und dabei mit Blut, Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Ihr Zustand verbessert sich während der Anschlusszeit zusehends“, erklärt Brockmann und ergänzt: „Wir können durch den Einsatz der Perfusionsmaschine die Sicherheit für unsere Patienten erhöhen. Eine internationale Studie hat gezeigt, dass nicht nur mehr Patienten transplantiert werden können, sondern, dass bei diesen auch die Organfunktion nach der Transplantation verbessert war.“

Die zweite Transplantation bei Michael Reiter* gelang dann auch. Bereits am Abend nach der Operation wurde Michael extubiert und nach nur zwei Tagen konnte er die Intensivstation verlassen. „Der weitere Verlauf gestaltet sich bisher komplikationsfrei und dem Patienten geht es gut“ freut sich das gesamte Team mit Prof. Brockmann.

Prof. Brockmann war übrigens gemeinsam mit seinem UKM-Kollegen Dr. Thomas Vogel an der Entwicklung der Maschine an der Universität Oxford beteiligt. Aus diesem Grund hatten die beiden kürzlich das Gerät auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei einem Besuch des Klinikums vorgestellt, der sich für die neue Technik bei der Organkonservierung sehr interessiert zeigte.

*Name von der Redaktion geändert

Bild: Während der Perfusionsphase „arbeitet“ die Leber unter weitgehend natürlichen Bedingungen. Dadurch können Untersuchungen der Leberfunktion durchgeführt werden.