Bild: Unter Leitung von Prof. Barbara Suwelack wird in Münster das erste deutsche Lebendspenderegister zur Erforschung der Nierenlebendspende entstehen (Foto: FZ/R. Schirdewahn)

Münster – In Münster entsteht unter Federführung der Medizinischen Fakultät Münster der Universität Münster das erste deutsche Lebendspenderegister „Safety of Living Kidney Donor-German National Register (SOLKID-GNR)“ zur Erforschung der Nierenlebendspende: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit insgesamt 2,2 Millionen für fünf Jahre ein Projekt unter Leitung von Prof. Barbara Suwelack, Sektion Transplantationsnephrologie der Medizinischen Klinik D am Universitätsklinikum Münster, zur Versorgungsforschung von Lebendspenden bei Nieren. Die Lebendspende gilt aufgrund des Organspende-Mangels als eine mögliche Alternative zur Transplantation eines postmortalen Organs. Das Lebendspenderegister wird nach Ablauf der Förderphase verstetigt und von der Medizinischen Fakultät unterstützt werden.

„Zur Langzeitsicherheit der Lebendnierenspende für den Spender fehlen uns im deutschen Gesundheitssystem aktuell Daten zum körperlichen und psychosozialen Behandlungsergebnis. Das deutsche Lebendspenderegister in Münster soll erstmals umfassende innovative Erkenntnisse zur Lebendspende liefern. Wir freuen uns sehr, dass unser Vorhaben nun vom Bundesforschungsministerium gefördert und von allen Transplantationszentren unterstützt wird“, macht Prof. Barbara Suwelack deutlich. Zuspruch erhält das Projekt auch durch die Patientenverbände und Selbsthilfegruppen.

In bundesweit 38 Transplantationszentren werden derzeit Lebendspenden durchgeführt. Alle Standorte werden künftig Daten zur körperlichen und psychischen Gesundheit der Spender erheben. In Münster werden diese Daten in einem interdisziplinären Team, bestehend aus Experten der Transplantationsnephrologie, der Psychosomatik sowie der Chirurgie, Biometrie und der Informatik, wissenschaftlich ausgewertet. „Wir wollen so mehr Erkenntnisse über die Auswirkungen einer Lebendspende für den Spender erhalten“, erklärt Transplantationsexpertin Suwelack. Dazu zählen neben den körperlichen Folgen der Einnierigkeit Aspekte der Lebensqualität wie das Fatigue-Syndrom, zu denen bislang zum Teil widersprüchliche Studiendaten vorliegen oder ganz fehlen.
Die Lebendnierenspende war zuletzt durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, das in zwei Fällen eine unzureichende Aufklärung von Lebendspendern festgestellt hat. Auch vor diesem Hintergrund sei eine intensive Versorgungsforschung für das Vertrauen in die Lebendspende wichtig, so Prof. Suwelack.