Nach Anstieg der Grippefälle: Sofortdiagnostik schon bei Verdacht

Nach Anstieg der Grippefälle: Sofortdiagnostik schon bei Verdacht

Seit Mitte dieser Woche steigt die Zahl der Patienten, die mit Verdacht auf Influenza in die Notaufnahme des UKM kommen. Als Konsequenz aus der letztjährigen heftigen Grippewelle geht das UKM mit sofortiger Wirkung zu einer besonders schnellen Diagnostik über.

Münster (ukm/aw) – Nach einer kurzen Sitzung zwischen Vorstandsmitglied und Pflegedirektor Thomas van den Hooven und dem Leiter der interdisziplinären Notaufnahme Prof. Philipp Kümpers ergreift das UKM (Universitätsklinikum Münster) mit sofortiger Wirkung Maßnahmen, die der jetzt anrollenden Grippewelle entgegenwirken sollen. „Seit Mitte dieser Woche stellen sich in unserer Notaufnahme viele Patienten mit typischen Krankheitssymptomen wie Fieber, trockenem Husten, Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemein starkem Krankheitsgefühl vor“, so Kümpers. „Inklusive des Dienstags haben wir an allen Tagen in drei bis vier Fällen eine echte Influenza nachweisen können.“ Nach der ernsten Grippewelle im vergangenen Winter habe man aber Konsequenzen gezogen und den Ablauf in der Notaufnahme optimiert. „Als Konsequenz Schlussfolgerung aus dem heftigen Verlauf im vergangenen Jahr bekommen Patienten mit sofortiger Wirkung bei Verdacht auf Grippe eine Schnelldiagnostik, eine komplette Laboruntersuchung sowie eine Röntgenaufnahme der Lunge, sofern eine Lungenentzündung vorliegen könnte. So können wir innerhalb weniger Stunden sagen, ob es sich um eine echte Grippeerkrankung handelt.“

Auch für die stationären Patienten des UKM wird in Verdachtsfällen ab sofort eine Schnelldiagnostik angeordnet. Pflegedirektor Thomas van den Hooven glaubt, dass die sofortigen Maßnahmen geeignet sind, einer weiteren Ausbreitung der Grippe zumindest entgegenzuwirken. „Wir separieren diese Erkrankten von anderen Patienten und bekommen innerhalb kürzester Zeit aus unserer klinischen Virologie die Diagnose. Bestätigt sich die Grippeinfektion, werden schwere Fälle isoliert stationär versorgt, ohne relevante Vorerkrankungen werden Patienten aus der Notaufnahme nach Hause geschickt und wir verordnen Bettruhe.“

Insgesamt scheint das diesjährige Grippevirus nicht so aggressiv zu sein wie das der Saison 2017/18, wo laut Robert-Koch-Institut deutschlandweit neun Millionen Menschen grippebedingt einen Arzt aufsuchen mussten. Die bisher Erkrankten zeigen nach Einschätzung Kümpers‘ einen klinisch typischen und für die Grippe normalen Verlauf. UKM-Virologe Prof. Joachim Kühn rät auch jetzt noch zur Grippeimpfung: „Wer noch nicht erkrankt ist und beruflich oder privat Kontakt zu vielen Menschen hat, sollte sich unbedingt auch jetzt noch impfen lassen. Zwar benötigt der Impfstoff etwa zwei Wochen, bis er seine vollständige Wirkung aufgebaut hat, aber bereits vorher fällt eine Erkrankung meist deutlich schwächer aus, so dass das auch jetzt noch Sinn macht.“

Schüler werden „tolle Typen“: UKM Stammzellspenderdatei leistet mit Workshops Aufklärungsarbeit in Schulen

Schüler werden „tolle Typen“: UKM Stammzellspenderdatei leistet mit Workshops Aufklärungsarbeit in Schulen

Bild: Die Expertinnen der UKM Stammzellspenderdatei klären Jugendliche in Workshops über die Arbeit einer Stammzellspenderdatei und den Hintergrund von Typisierungsaktionen auf. (© Foto: UKM/FZ/Marschalkowski)

Münster (ukm/som) – Wie läuft eigentlich eine Stammzellspende ab? Und was passiert mit meinem Wattestäbchen nach der Typisierung? Ab sofort haben Schüler und Schülerinnen im Rahmen eines dauerhaft laufenden Schulprojektes die Möglichkeit, die Experten der UKM Stammzellspenderdatei mit ihren Fragen zu löchern. In Workshops wird unter anderem über die Organisation des Stammzellspendewesens aufgeklärt.

Mit Hilfe von Arbeitsblättern und Multimedialen Materialien können die Jugendlichen ihre neuen Erkenntnisse festigen. Die Workshops werden vor allem in Berufs- und weiterführenden Schulen im Großraum Münster durchgeführt: So war die UKM Stammzellspenderdatei bereits im Biologiekurs der neunten Klasse des Wilhelm-Hittorf-Gymnasiums zu Besuch und traf auch beim Workshop im Leistungskurs des 13. Jahrganges der Hildegardisschule auf interessierte Schüler und Schülerinnen. Durchgeführt wird das Projekt mit Jugendlichen der höheren Jahrgänge, denn besonders junge Erwachsene ab 18 Jahren sind für die Stammzellspende bedeutsam. Mit viel neuem Wissen und praktischen Unterrichtsmaterialien profitieren aber nicht nur die Schulen, sondern auch die Stammzellspenderdatei von dem Projekt. In den Workshops haben die Kollegen und Kolleginnen die Möglichkeit, #tolleTypen kennenzulernen: Denn wer volljährig ist und Lust hat, darf sich nach dem theoretischem Input typisieren lassen und kann so zum Lebensretter werden.

Infos zu den Schul-Workshops und zur UKM Stammzellspenderdatei

Vorschläge für weitere Schulkooperationen werden seitens der UKM Stammzellspenderdatei gerne unter tolletypengesucht@ukmuenster.de entgegengenommen.
Ebenso können über die E-Mail-Adresse kostenlose Typisierungssets angefordert werden. Wissenswertes rund um die Stammzellspenderdatei bietet auch die Seite der UKM Blutspende. Die UKM Blutspende ist auch auf Facebook vertreten.

Vier Augen sehen mehr als zwei: Duale Lotsenstruktur bei seltenen Erkrankungen

Vier Augen sehen mehr als zwei: Duale Lotsenstruktur bei seltenen Erkrankungen

Bild: Teamarbeit für seltene Erkrankungen (v.l.): Prof. Dr. Dr. Gereon Heuft (Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie), Prof. Dr. Frank Rutsch und Prof. Dr. Heymut Omran (beide Centrum für seltene Erkrankungen).

Hoffnung für Patienten mit unklarer Diagnose: Im Projekt „ZSE-DUO“ arbeiten Experten für körperliche und für psychosomatische Erkrankungen als Duo – mit dem Ziel einer schnelleren Diagnosestellung. Denn die Symptome können u.a. psychisch belasten oder gar eine seltene Erkrankung verschleiern. Das UKM ist Teil des Millionenprojekts.

Münster (ukm/maz) – Körperliche Beschwerden, egal welcher Art – und trotz Arztmarathon keine Diagnose: Allein in Nordrhein-Westfalen sind schätzungsweise 900.000 Menschen von einer seltenen Erkrankung betroffen, viele von ihnen haben eine jahrelange Odyssee hinter sich. „Das wollen wir verbessern“, sagt Prof. Dr. Heymut Omran, Sprecher des Centrums für seltene Erkrankungen am UKM (Universitätsklinikum Münster), das am bundesweiten Projekt „ZSE-DUO“ beteiligt ist. Mit insgesamt 5,3 Millionen Euro fördert der Gemeinsame Bundesausschuss das elf Standorte umfassende Projekt, das mit einer speziellen Lotsenstruktur die Diagnosestellung für Patienten mit seltenen Erkrankungen verkürzen soll. „In diesem Rahmen wird ein Teil der Patienten von Anfang an durch ein medizinisches Duo begleitet, bestehend aus je einem Spezialisten für körperliche Beschwerden und einem für psychische bzw. psychosomatische Erkrankungen“, erklärt Omran.

In Münster arbeiten dafür das Centrum für seltene Erkrankungen und die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie eng zusammen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass bei Menschen mit unklarer Diagnose häufig auch psychische oder psychosomatische Gründe die Ursache sind“, sagt Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. Gereon Heuft. Umgekehrt können die Symptome auch das Vorliegen einer seltenen Erkrankung verschleiern und eine Diagnose und Behandlung erschweren oder verzögern. Im Rahmen des Projekts „ZSE-DUO“ sollen Patienten solange durch die Lotsen begleitet werden, bis eine Diagnose gesichert werden kann. Je nach Fall werden dafür weitere medizinische Fachdisziplinen hinzugezogen.

„Mit diesem vereinten Wissen hoffen wir, die Zahl der Patienten mit unklaren Diagnosen zu verringern, die Zeit bis zur Diagnosestellung zu verkürzen, die Kosten zu reduzieren und natürlich die Zufriedenheit der Betroffenen zu steigern“, erklärt Prof. Dr. Frank Rutsch, stellvertretender Sprecher und Patientenlotse am Centrum für seltene Erkrankungen am UKM, die Ziele von „ZSE-DUO“. Das auf drei Jahre angelegte Projekt umfasst die Universitätsklinika in Aachen, Bochum, Frankfurt am Main, Hannover, Magdeburg/Halle, Mainz, Münster, Regensburg, Tübingen, Ulm und Würzburg (Projektleitung). Weitere Partner sind die Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen ACHSE e.V., die Techniker Krankenkasse, die Innungskrankenkasse IKK Gesund plus sowie die AOK Rheinhessen.

Am UKM können sich ab sofort Patienten ab 12 Jahren melden, die Beschwerden haben, für die bisher kein Arzt eine Diagnose finden konnte und die noch nicht in einem Zentrum für seltene Erkrankungen vorstellig wurden. Die Teilnahme an „ZSE-DUO“ ist Versicherten aller Krankenkassen möglich, mitzubringen sind alle vorhandenen medizinischen Unterlagen. Anmeldung und weitere Informationen auf der Homepage des Centrums für seltene Erkrankungen des UKM sowie unter 0251 83-47700 oder cse@ukmuenster.de.

Marleens Herzensangelegenheit: Spenden für die an Kinderdemenz erkrankte Anastasiia

Marleens Herzensangelegenheit: Spenden für die an Kinderdemenz erkrankte Anastasiia

Bild: Spendenaktion von Kind zu Kind: Mit vollem Engagement setzt sich die elfjährige Marleen (2.v.r.) für die an Kinderdemenz erkrankte Anastasiia (2.v.l.) ein, die am UKM von Prof. Dr. Thorsten Marquardt (Mitte) behandelt wird. (© Foto UKM/FZ)

Elfjährige sammelt Spenden für die an Kinderdemenz erkrankte Anastasiia, die im vergangenen Sommer erstmals am UKM behandelt wurde. Aufgrund einer fehlenden Krankenversicherung ist das ukrainische Mädchen auf Hilfe angewiesen.

Münster (ukm/som) – Von einem neuen Handy bis zu Konzertkarten: Die Wunschlisten elfjähriger Mädchen sind lang. Marleen Kajüter hingegen hat vor allem einen Wunsch: Leben retten. Als sie in einem Zeitungsartikel von dem Schicksal der zehnjährigen Anastasiia hört, die im Sommer erstmals am UKM (Universitätsklinikum Münster) von Prof. Dr. Thorsten Marquardt, Experte für seltene Erkrankungen, behandelt wurde, möchte Marleen helfen: Mit einer Spendenaktion sammelt die Fünftklässlerin 500 Euro für das ukrainische Mädchen, das an der sogenannten „Niemann-Pick-Erkrankung“ leidet, einer Form der Kinderdemenz. Weltweit ist nur jedes 120.000ste Kind betroffen. Die Erkrankten verlieren im Kinder- und Jugendalter alle erlernten Fähigkeiten, wie zum Beispiel das Laufen und später auch das Sprechen. Schuld daran ist ein Gendefekt, denn in Anastasiias Körper können bestimmte Fette nicht transportiert werden. Die Folge: Nach und nach sterben die Gehirnzellen ab.

„Mädchen in meinem Alter treffen sich normalerweise mit Freundinnen, malen und basteln – haben eine schöne Zeit, so wie ich selbst auch. Als ich erfahren habe, dass sich Anastasiias Zustand ohne Hilfe von Tag zu Tag verschlechtert, hat mich das sehr traurig gemacht“, erinnert sich Marleen. Mit Hilfe ihrer Mutter sowie der Unterstützung von Freunden und Bekannten verkaufte sie daher am zweiten Adventswochenende auf dem Steinfurter Weihnachtsmarkt Karten und Wochenplaner, um mit dem erlösten Geld Anastasiia zu unterstützen.

Dies ist eine finanzielle Hilfe, die die Zehnjährige dringend benötigt. Denn die Situation des ukrainischen Mädchens ist schwierig. „Es ist ein Gefühl der Machtlosigkeit, dass wir Anastasiia wegen ihrer fehlenden Krankenversicherung nicht bestmöglich helfen können“, sagt Marquardt, Leiter des Bereichs für angeborene Stoffwechselerkrankungen am UKM. 9.000 Euro monatlich werden für die Therapie benötigt, die den tödlichen Verlauf der Krankheit verlangsamen kann. Momentan ist Anastasiia dabei auf Spendengelder angewiesen, kann ansonsten keine Behandlung bekommen. „Daher kämpfen wir derzeit für eine neue Lösung“, betont Marquardt. Gerade deswegen freuen sich die Familie und der behandelnde Arzt sehr, dass Marleen sich mit so viel Engagement für Anastasiia einsetzt. Und auch sie ist sichtlich zufrieden, dass sie helfen konnte, ein Leben zu verbessern – plant bereits die nächsten Spendenaktionen.